Jedes Jahr um die Osterzeit blühen die Wilden Narzissen (Osterglocken) auf einer Wiese im Ort
(Foto vom 28.03.2004)
(Fotos vom 29.03.2003)
Der Deutsch-Belgische Naturpark Hohes Venn Eifel --- Frühling im Perlenbachtal
Wilde Narzissen bei fünf Dörfern im Kreis Bernkastel-Wittlich
Exkursion am Karsamstag, 14.04.2001
Leitung : Dr. Hans Reichert, Trier
Die erste Exkursion des Jahres wäre um ein
Haar ein Reinfall geworden. Wer konnte ahnen, dass die Blüte der
wilden Narzisse (Narcissus pseudonarcissus) auf den
Hunsrückhöhen in diesem Jahr trotz des nassen und regnerischen
Aprils drei Wochen früher einsetzte. Als sich dies im März
bereits abzeichnete, wurde die ursprünglich für Ende April
geplante Exkursion kurz entschlossen um 14 Tage vorverlegt, auch
auf die Gefahr hin, dass der eine oder andere die entsprechenden
Ankündigungen im Internet oder in der Presse übersah. So konnte
wenigstens noch ein Teil der Narzissen blühend angetroffen
werden. Auch das Wetter hätte beinahe einen Streich gespielt,
denn sowohl am Karfreitag als auch am Ostersonntag war es
nasskalt. Aber wir hatten wieder einmal Glück. Ein kurzes
Zwischenhoch bescherte am Karsamstag Trockenheit und sogar etwas
Sonnenschein, so dass es trotz kühler Morgentemperatur angenehm
zu wandern war.
Dr. Hans Reichert (Trier) konnte 24 Teilnehmer begrüßen, die
teils aus dem Kreuznacher Raum, teils aus der Region Trier kamen,
da die Volkshochschule Schweich Mitveranstalter der Exkursion
war. Der Exkursionsleiter berichtete kurz, dass die
Narzissenvorkommen am Rande von 23 Dörfern in den Landkreisen
Bernkastel-Kues und Rhein-Hunsrück den Botanikern bis vor kurzem
größtenteils unbekannt waren. Wie und wann sie entstanden sind,
weiß man nicht. Das natürliche Verbreitungsgebiet der Pflanze
liegt in Südwesteuropa und erreicht in der Eifel seine
Nordostgrenze. Dort kam die Narzisse wildwachsend vor,
ursprünglich wohl in lichten Wäldern, wie dies auch heute noch
hie und da der Fall ist. Vermutlich schon im Mittelalter holten
sich die Menschen die Zwiebelpflanze in ihre Gärten. Die armen
Landbewohner konnten sich die hochwüchsigeren und
großblütigeren Gartennarzissen damals nicht leisten. Heute muss
die wilde Narzisse in vielen Gärten der 23 Dörfer den
Zucht-Narzissen weichen. Doch einige Bewohner pflegen offenbar
bewusst die wilde Narzisse, weil diese ja etwas Besonderes ist.
Reiche Bestände, oft bis zu vielen Hunderten von Exemplaren,
haben sich in Streuobstwiesen, an Rainen und Böschungen am Rande
der Dörfer erhalten. Bei Kleinich (32:369763 E, 5528427 N) und
Talkleinich (32:369768 E, 5528782 N) waren nicht mehr viele
Blüten zu sehen, doch ließen die Scharen von Blattbüscheln
ahnen, welch herrlicher Blütenflor hier noch kurz zuvor die
Wiesen schmückte.
Nebenbei entdeckte der Exkursionsleiter an einem Wiesenrain den
seltenen Zierlichen Mauerpfeffer (Sedum forsterianum), ebenfalls
eine süd-westeuropäische Pflanze. Das Dorf Fronhofen (32:389896
E, 5538909 N) ist besonders schön von Streuobstwiesen
eingerahmt. Dort gibt es über 1000 Narzissenbüschel. Einige
davon wachsen sogar in einem Hühnergehege, andere halbwegs in
einem Geräteschuppen. Den Höhepunkt erlebten die
Exkursionsteilnehmer im Dorf Emmeroth (32:367873 E, 5528437 N),
wo auf einer Wiese in etwas kühlerer Nordwestlage noch Hunderte
von Narzissen blühten. Zufällig kam der Eigentümer der Wiese
hinzu, und es ergab sich eine angeregte Unterhaltung, wobei man
manches Wissenswerte erfuhr.
Zur Mittagsrast kehrte man in Kleinich in eine originelle und
sehr geschmackvoll eingerichtete Landgaststätte ein, wo es ein
preisgünstiges Mittagsmahl gab.
Einige Unentwegte fuhren danach mit dem Exkursionsleiter noch 50
km in südwestlicher Richtung bis Malborn-Thiergarten (32:355101
E, 5506021 N), um die dortigen altbekannten Narzissenvorkommen
aufzusuchen, die wegen etwas kühlerer Lage noch in voller Blüte
waren. Leider hat dort der Eigentümer eines Aussiedlerhofes, den
man vor 45 Jahren mitten in die schönsten und dichtesten
Narzissenvorkommen setzte, auf seinem Gelände gut 1 ha der
Narzissenbestände radikal bekämpft und vernichtet. Die noch
vorhandenen Restbestände sind immer noch eindrucksvoll und es
ist zu hoffen, dass die teilweise noch nicht unter Naturschutz
stehenden Flächen bald von der öffentlichen Hand erworben
werden können. Die an der Exkursion teilnehmende
Biotopbetreuerin Frau Margret Scholtes (Minheim/Mosel) konnte
interessante Hintergrund-Informationen liefen. Sie hatte
übrigens den jüngsten Exkursionsteilnehmer mitgebracht, ihr
vier Wochen altes Baby, das sich im Tragebeutel oder in der
Tragetasche stets zufrieden zeigte.
Zusammengestellt von Dr. Hans Reichert, Trier
Koordinatensystem: UTM